Das Ressourcenbuch
Ressourcenorientierung und -aktivierung gelten als anerkannt wichtige Wirkfaktoren in der Psychotherapie und können in verschiedenen Behandlungsabschnitten einer ambulanten oder (teil-)stationären Psychotherapie eingesetzt werden. Das Wirkprinzip durchzieht dabei schon von Beginn an die gesamte Behandlung und setzt auf Seiten des Therapeuten eine Haltung voraus, die den Patienten als Kooperationspartner wertschätzt und ihm die entscheidende Kompetenz zur Problemlösung zuweist. Ziel ist es, die Eigenaktivität und Entscheidungsfähigkeit des Patienten auf allen Ebenen zu fördern und den Veränderungsprozess kontinuierlich in die Selbstverantwortung zu überführen. Dies stärkt das Vertrauen in die eigene Kraft und unterstreicht die Idee einer kompetenzorientierten und auf Ressourcenaktivierung ausgerichteten Psychotherapie. Die Beziehung zum Therapeuten soll dem Patienten dabei im Rahmen der angestrebten Veränderungen helfen, zusätzliche Ressourcen einzubringen, die von ihm aktiv genutzt werden können (Willutzki und Teismann 2013).
Oft haben Patienten in einzelnen Bereichen Probleme oder Beschwerden und versuchen, diese erfolglos zu lösen ohne sich bewusst zu sein, in welchen anderen Bereichen sie Ressourcen haben, die sie zur Problemlösung einsetzen könnten (Flückiger u. Wüsten 2008). Dieser Text beschreibt, wie eine durchgängig ressourcenfokussierte und veränderungsoptimistische Grundorientierung für die Behandlung verschiedener Störungsbilder schulenunabhängig genutzt werden kann, sei es im Kontext psychodynamischer, kognitiv-behavioraler oder systemischer bzw. störungsorientierter Verfahren. Dazu schlagen wir einen prozessorientierten Rahmen vor, der für verschiedene Therapiephasen und -settings spezifische Techniken der Ressourcenaktivierung beinhaltet. Das Modell wurde im klinischen Kontext über viele Jahre entwickelt und erprobt, dennoch kann der überwiegende Teil der Interventionen auch gut im ambulanten Bereich Anwendung finden.
Von Beginn an wird der Blick des Patienten konsequent in Richtung Ressourcen gelenkt. In der Ankommensphase einer stationären bzw. teilstationären Therapie spielt dabei die Gemeinschaft der Mitpatienten eine wichtige Rolle. Sie bildet einen Pool von `Experten´, die sowohl auf der Seite der haltgebenden externalen Sicherheit, als auch auf der Seite angestrebter internaler Veränderungen eine nicht zu unterschätzende Einflussgröße darstellen. Im Verlauf der weiteren Behandlung kommen verschiedene Instrumente zur Ressourcendiagnostik, sowie vielfältige therapeutische Interventionen und Gesprächstechniken zur Anwendung, die sich für die Einzelarbeit ebenso als nützlich erwiesen haben, wie für die Einbeziehung von Partnern und Familienangehörigen. Mit Ende der Therapie werden Möglichkeiten erarbeitet, die den Transfer der neuen Erfahrungen in den Alltag erleichtern und den Patienten ermutigen sollen, sein Ressourcenpotential selbstverantwortlich zu nutzen und weiterzuentwickeln.
Dieses Praxisbuch bietet zahlreiche Übungen aus dem ressourcenorientierten-systemischen Kontext. Der Leser findet dazu neben einer Fülle von Ressourcenübungen Arbeitsblätter, Tipps und Fallbeispiele, die sich unmittelbar für die praktische Umsetzung eignen. Alle beschriebenen Arbeitsblätter sind auf der Homepage der Klinik unter www.psychosomatik-aalen.de/ressourcen verfügbar. Ergänzend verweist das Buch auch auf externe Internetlinks und weiterführende Literatur.