Essstörungen
Essstörungen gehören zu den häufigsten psychischen Erkrankungen bei pubertierenden Mädchen, jungen Frauen und zunehmend auch Männern.
Magersucht (Anorexia nervosa) ist durch einen ausgeprägten selbstinduzierten Gewichtsverlust charakterisiert mit einem BMI (Körpergewicht in kg/Körpergröße in m²) von weniger als 17,5. Es besteht ein restriktives Essverhalten mit gestörtem Körperempfinden, exzessiver Sportbetätigung, oft begleitet von aktiven Maßnahmen zur Gewichtsreduktion (z.B. induziertes Erbrechen oder Mißbrauch von Abführmitteln). Fast alle Gedanken drehen sich um das Thema Gewicht, Kalorien, Abnehmen und Körperschema. Auslösende Situation ist häufig eine anstehende Trennung wie z.B. das Ende der Schulzeit und Verlassen des Elternhauses, Tod von nahen Angehörigen oder Verunsicherungen in der Rollenidentität in der Pubertät.
Patientinnen mit Ess- Brechsucht (Bulimia nervosa) haben in der Regel ein normales Gewicht und halten dieses über selbstinduziertes Erbrechen, aber auch durch Fasten oder Einnahme von Abführmitteln, Diuretika oder Appetitzüglern. Häufig kommt es zu Freßattacken mit Folgeerbrechen und anschließendem Schamgefühl.
Bei der Binge-Eating-Störung kommt es an mindestens 2 Tagen pro Woche zu ausgeprägten Essanfällen ohne anschliessendes Erbrechen. Auch hier drehen sich alle Gedanken und Handlungen um das Essen. Bei allen genannten Essstörungen ist der drohende Verlust von Kontrolle mit Angst verbunden.
Die Adipositas ist eine chronische Krankheit mit eingeschränkter Lebensqualität und hohem Risiko für Folgekrankheiten (koronare Herzerkrankung,
Hypertonie, Diabetes, Schlaganfall, Schlafapneu, Osteoarthritiden und
tiefe Beinvenenthrombose.) Die Adipositas kann nicht allein durch ungünstiges Essverhalten erklärt werden, sondern hat viele Gründe. Von Adipositas spricht man bei einem BMI > 30 kg/m².
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Artikel Schwäbische Post
Behandlung in der Psychosomatik
Auf unserer Station werden alle Formen der Eßstörungen behandelt. Gemseinam mit den übrigen Patienten der Psychosomatischen Abteilung nehmen die Patientinnen an einem ressourcenorientierten-ganzheitlichen Behandlungskonzept teil. Zum Einsatz kommen verhaltenstherapeutische, psychodynamische und systemische Behandlungsangebote.
Vorteil einer wohnortnahen Behandlung ist die frühe und kontinuierliche Einbeziehung der Familie als psychosoziale Ressource. Darüber hinaus dienen Familiengespräche der Identifikation dysfunktionaler Interaktionsmuster, die zur Aufrechterhaltung der Krankheit beitragen. Durch die regionale Nähe besteht für die PatientInnen die Möglichkeit Verhaltensänderungen, die im stationären Setting entwickelt wurden, im häuslichen Umfeld zu erproben. Wenn es therapeutisch sinnvoll ist, bieten wir auch eine Intervalltherapie mit mehrwöchiger zwischenzeitlicher Entlassung nach Hause an.
Behandlungsziele
- Abwendung einer akuten körperlichen Gefährdung (bei BMI 14,5)
- Aufbau einer ausreichenden Behandlungsmotivation
- Aufbau eines angemessenen Eßverhaltens
- Abbau dysfunktionaler Kognitionen im Bereich Figur, Gewicht und Ernährung
- Hilfe zur Entwicklung eines positiven Körperbildes
- Verhinderung einer Chronifizierung und Abwendung gesundheitlicher Langzeitschäden
- Ggf. Behandlung einer begleitenden Depression oder posttraumatischen Belastungsstörung
Wie behandeln wir Eßstörungen?
- Ausführliche Anamnese und körperliche Untersuchung
- Vereinbarung eines Behandlungsvertrages (Festlegung eines Mindestgewichtes, Festlegung der wöchentlichen Gewichtszunahme (Anorexie, Bulimie) oder -abnahme (Adipositas), Programm zur gestuften körperlichen Belastung)
- Schulung: Wie entsteht eine Eßstörung, wie kann ich Einfluß auf mein Eßverhalten nehmen? etc.
- Ernährungsberatung
- störungsspezifische Gruppenpsychotherapie
- Einzel- und allgemeine Gruppenpsychotherapie (wie kann ich unangenehme Gefühle nach dem Essen aushalten, wie kann ich inneren Druck anders als über Erbrechen oder Essanfälle abbauen? Wie kann ich meinen eigenen Lebensweg bezüglich Familie, Schule, Ausbil-dung und Wohnen finden?)
- Stärkung des Selbstwertgefühls, Aktivierung von nicht mehr vorhandenen Ressoucen,
- Familien- oder Paargespräche (wie kann die Familie im Umgang mit der Eßstörung Entlastung finden? Erarbeiten anderen Kommunikationsmuster in der Familie. Wie kann die Familie die Ablösung einzelner Familienmitglieder erleichtern? etc.)
- Körperwahrnehmung und Körpertherapie
- Musik- oder Kunstpsychotherapie
- Entspannungsverfahren
Podcast
Ein Keks und drei Äpfel - Annas Geschichte einer Magersucht.
Eine junge Frau erzählt von ihrer überstandenen Magersucht.
hr2_wissenswert (.mp3, 5.1 MB)
Essstörungen
Ein Podcast von Studentinnen des Fachbereich PR- und Kommunikationsmanagement des EC Europa Campus Baden-Baden zum Thema Essstörungen u.a zu Anorexie, Bulimie, Models und Pro Anna
Links
hungrig-online.de
Bzga-Essstoerungen
Leitlinie AWMF: Essstörungen
Leitlinie AWMF: Prävention und Therapie der Adipositas
Klinikleitlinie, .pdf
aktualisiert am 14.07.2009 [zurück zur Psychosomatik] [zurück zum Ostalb-Klinikum] [Impressum]