Abstract DKPM-Tagung 2003 Göttingen

Psychosoziale Belastung, Ressourcen und Inanspruchnahme medizinischer Leistungen nach koronarer Bypassoperation.

von Wachter, M; Jünger, S; Sim, H; Wollthan, S; Renz, R; Hendrischke, A; Schöndube, F; Kröger F; Petzold, ER.


Fragestellung:
Ziel der Studie ist die Überprüfung eines Zusammenhangs zwischen hohem psychosozialem Belastungsprofil und der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen (sogenannte "high utilizer").
Methodik:
An einer Stichprobe von 115 Patienten wurde der Zusammenhang zwischen psychosozialem Belastungsprofil vor der Bypass-OP mit der Inanspruchnahme medizinischer Leistungen während der postoperativen stationären Phase untersucht. Die Stichprobe setzt sich zusammen aus 80,6% Männern und 19,4% Frauen im Alter zwischen 34 und 78 Jahren (MW 63,1; sd 9,1). In der vorliegenden Untersuchung wurde psychosoziale Belastung operationalisiert und gemessen mittels der Variablen Soziale Unterstützung (Fragebogen zur Sozialen Unterstützung F-SOZU), Selbstwirksamkeitserwartungen (Aachener Selbstwirksamkeits- Fragebogen ASF; Generalisierte Kompetenzerwartung GK), Krankheitsattribution (Aachener Fragebogen zur Krankheitsattribution AFKA) und Interpersoneller Probleme (Inventar Interpersoneller Probleme IIP-C) Aus verschiedenen Parametern zum Inanspruchnahmeverhalten (Liegezeit, Bedarfsmedikation, diagnostische Untersuchungen und Konsile) wurde ein Index gebildet. In der vorliegenden erweiterten Auswertung des Datensatzes versuchten wir mittels Faktorenanalyse die Vielzahl der Variablen auf einige Kerndimensionen zu reduzieren.
Ergebnisse:
Faktorenanalytisch konnten 4 Faktoren ermittelt werden, die die psychosoziale Belastung und Ressourcen der Patienten gut abbilden (Cronbach Alpha zwischen .83 und .93). In der Zusammenhangsanalyse der gesamten Stichprobe ergaben sich keine signifikanten Zusammenhänge, im Extremgruppenvergleich jedoch folgende systematische Tendenzen:
Z-score der Patienten mit geringer Inanspruchnahme vs. Patienten mit hoher Inanspruchnahme für die ermittelten Faktoren:
  1. selbstunsicher/sozial vermeidend -0,12 vs. 0,09
  2. Belastung in sozialen Beziehungen -0,2 vs. 0,09
  3. Selbstwirksamkeit 0,18 vs. -0,28
  4. soziale Unterstützung 0,16 vs. -0,02
Je höher die Belastung bzw. je niedriger die Ressourcen, desto höher ist die Inanspruchnahme. Es müsste untersucht werden, ob sich bei einer grösseren Stichprobe die Ergebnisse signifikant abbilden.